compay-online.de

Online seit 6877 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Feb, 01:42

Revolutionary but Gangsta

© Björn, Braunschweig & Thomas, Marburg
in: Position. Magazin der SDAJ, Nr. 5/6, Dezember 2004



Dead Prez
Let’s Get Free (2000)
Turn The Radio Off (2002)
Get Free Or Die Trying (2003)
RBG: Revolutionary But Gangsta (2004)


HipHop mal anders: Nicht nur brennende Mülltonnen, Luxusautos und Goldketten, sondern eine Stimme des Ghettos und aller unterdrückten Amerikanerinnen und Amerikaner: Das sind Dead Prez. Sie rappen gegen den “Police State”, gegen Rassismus, gegen den Krieg und die Armut, die die tägliche Gewalt in den Straßen verursacht. In Deutschland kaum vorstellbar, schafften es die beiden MCs Stic.man und M-1 mit einer Melange aus Gangstarap und Revolution ganz nach oben im US-Rap und führen die Traditionen von Legenden wie Tupac, Chuck D und KRS-One fort. Sie featureten bislang u.a. Jay-Z, Tahir, Krayzie Bone und stellten mit “Hell Yeah (Pimp the System)” den Titelsong zu “2 Fast 2 Furious“. Zusammen mit Zack de la Rocha (Ex-Rage Against The Machine) steuerten sie außerdem einen Titel zum Soli-Sampler „Mumia 911“ bei.

Der Sound von Dead Prez kommt „dunkel“, halt mit Gangsta-Attitüde daher. Mal fette, mal minimalistische Beats, die trotzdem knallen, werden von lässigen Bass-Loops unterstützt. Darauf aufbauend kommen verschiedene Samples, die mal in Richtung Blues oder Rock und mal in Richtung Reggae oder R’n B gehen zum Einsatz. Die eingängigen Refrains werden hin und wieder von Soulgesängen getragen, während sich die Raps zwischen smooth-melodischen und stakkato-rhythmischen Rhymes bewegen.

M-1 wuchs zuerst in Jamaika und dann in Brooklyn auf; politisiert wurde er durch die Malcolm X Biografie. Stic.man stammt aus Florida und rappte zum ersten Mal in der 9. Klasse auf einem Schulwettbewerb, wo er mit seinem Lied “Black as I can get” für Aufruhr sorgte. Er trat in die NAACP (National Association For The Advancement Of Colored People) ein. Dort lernte er M-1 kennen und sie beschlossen zusammen zu rappen und auf ihre Weise die linke Bürgerrechtsbewegung zu unterstützen. Sie betrachten ihre Musik als eine moderne Form der Kommunikation, ein Werkzeug, das, ähnlich wie die Zeitung der Black Panthers, eine Waffe im Befreiungskampf ist.

Mit dem 2000er Album “Let’s Get Free” gelang ihnen der Durchbruch. Vom politischen Gehalt her ist es ihr bestes Album. Hier werden gnadenlos sämtliche Aspekte des US-Kapitalismus angegriffen. So ist z.B. “They Schools” eine Anklage gegen das rassistische Schulsystem: “They aint teachin us nothin but how to be slaves and hardworkers / For white people to build up they shit / Make they businesses successful while it's exploitin us / and they aint teachin us nothin related to solvin our own problems.“ “Behind Enemy Lines” erzählt beispielhaft vom Elend der weißen und schwarzen Arbeiterklasse, während “Propaganda” ein Rundumschlag gegen die Propagandalügen der Herrschenden ist.

Das letzte Album (2004) ist “RBG: Revolutionary But Gangsta“. RBG bedeutet auch Red, Black, Green, die panafrikanischen Freiheitsfarben. Nach eigenen Angaben soll das Album im Vergleich zum Debüt weniger „theorielastig“ sein. So wird weniger auf die Weltpolitik und mehr auf die unmittelbaren Alltagsprobleme der Kids eingegangen.
Überwiegend autobiografisch werden Geschichten aus den „Ghettos“ und „Hoods“ erzählt: Geschichten über Drogen und Alkohol, Armut und Kriminalität die sich allerdings sehr vom „Mein Block“-Geprolle eines Sidos unterscheiden (das Märkische Viertel ist halt nicht Brooklyn!). Dead Prez wollen sich nicht profilieren und die Realität so hinnehmen wie sie ist. Sie haben den Klassenkampf längst verstanden und wollen die Macht erringen. Und das ist auch ihre Message. So konstatiert M-1: „Es ist die Bedeutung des revolutionären Kampfes den Herrschenden die Macht zu entreißen, die sie uns genommen haben und den Reichtum zurück zu erobern. Es ist ein weltweiter Kampf, an dessen Ende der Sieg über den Kapitalismus und den Imperialismus stehen wird.“

Dead Prez sind die glaubwürdige Antwort auf die vorherrschende Belanglosigkeit im Rap. Insofern bringen sie den US-Hip-Hop wieder dahin, wo er angefangen hat: Als wortgewaltige Waffe der fortschrittlichen (schwarzen) Bewegung im Kampf gegen Rassismus und für eine eigene Kultur, die nicht von der (weißen) herrschenden Klasse aufgedrückt wird. Dass sie damit auch noch kommerziell sehr erfolgreich und keinesfalls Außenseiter sondern „100% Gangstarap“ sind, passiert wohl nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Know’m sayin?

Trackback URL:
https://compay.twoday.net/stories/2040056/modTrackback

logo

compay:online

«KLEINBÜRGER AUF ABWEGEN»

»Playlist


Die Goldenen Zitronen
Lenin


The Paperbacks
An Episode of Sparrows

»NEWS

»Empfehlungen


Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend
SDAJ


Autorin
Iris Rudolph


Zeitung der DKP Marburg
Marburger Echo



Zeitschrift
Marxistische Blätter


Uber-Band!
The Weakerthans


Freund & Kollege
Andi Courage


Kleinkunst
Talente Online


Liedermacher
Kai Degenhardt



Singer-Songwriter
Greg Macpherson


»so man die Verhältnisse nicht nur anschauen möchte«
Magis China-Blog


Unsere Zeit(ung)
UZ


Deutschlands bester Rapper
Prinz Pi



linke Tageszeitung
junge Welt



großartige Rockband
Jupiter Jones


Master of Entertainement himself
Bernd Begemann


Zeitschrift
Theorie & Praxis


Dichter
Peter Hacks


Ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung des realistischen Sozialismus
Rotfuchs


Nachrichtenportal
RedGlobe


Deutsche Kommunistische Partei
DKP


sympathischer Historiker
Kurt Gossweiler