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Zuletzt aktualisiert: 18. Feb, 01:42

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Rezension: »Einheitsfront, Baby!«

© Helge, Kiel, in: Position – Magazin der SDAJ, #5/2006

Out now! Die erfrischend vielseitige Platte der One-Man-Band „Compay“ alias Thomas L., die in unterhaltsamer Gassenhauermanier aus der Erfahrung mit der Welt erzählt. Irgendwo zwischen klassischen, politischen Singer-Songerwriting und mal zur Abwechslung nicht betroffen-dreinblickenden Herzschmerzromantikpop liegt der Akustiksound des blonden Marburgers. Er erzählt von Liebe, Angst, Hoffnung, Krieg und Frieden, dem Sich-Wehren und schafft es dabei weder kitschig zu werden noch sich in bloßen Ideen zu verlieren, sondern bleibt immer nah am Leben.
Neben einigen seiner altbekannten Smashhits aus der holsteinisch-hessischen Widerstandsbewegung jüngerer Tage präsentiert er auf seiner ersten Platte auch taufrische Songs, die es in sich haben und nach breiter Expertenmeinung noch mal einen qualitativen Sprung im Sound des ach so jungen Interpreten bedeuten!
Und so richtig independent und rockig wie er eben ist, der millionenschwere Politikstudent, scheißt er auf Rekordumsätze, denn man kann seine neue Platte für lau von seiner Homepage downloaden und dort neben spannenden Backroundinfos auch alle Texte einsehen und kommentieren. Was ein Service?!
Definitives Fazit: Downloaden, Reinhören!

compay: Ein Kleinbürger auf Abwegen

»kunst kann nichts. kunst hat keine mitteilung, nichts hat mitteilung, es gibt keine mitteilung. [...] die welt ist die erklärung der welt. die tat aber ist nur durch die tat mitteilbar. den verlorenen müssen wir im modder versinken lassen.« (Ronald M. Schernikau)


... ein Kieler in Marburg.
compay ist 1981 geboren und in einem Touristenkaff bei Kiel (Norddeutschland) aufgewachsen. 2003 hat es ihn nach Marburg gezogen, wo er seither »wissenschaftliche Politik« studiert.

... ein Anti-Marburger in Marburg.
In Marburg gefällt es ihm aber nicht. Er will hier schon lange weg, findet aber einfach keine Alternative. Das macht ihn traurig, manchmal. Aber er hat sich dran gewöhnt, sich abgefunden und hat auch manchmal Spaß hier, manchmal.

... ein Krieger im Kampf gegen die postmoderne Beliebigkeit.
Was compay an Marburg nicht mag, ist, dass die Linke hier nicht links ist, sondern postmodern, also rechts. compay mag die Postmoderne nicht. Sie ist die selbstbewußte Unmündigkeit, die radikale Ablehnung der Erkennbarkeit der Welt und die Verneinung jeglicher emanzipatorischer Handlungsmöglichkeiten. Kurz: die selbstverschuldete Selbstunterdrückung, die Anti-Aufklärung.

... ein Weltverbesserwisserer.
Er ist der Meinung, dass man die Welt erkennen kann und dass es eine Wahrheit gibt. Auch wenn er sie selbst nicht immer kennt, so weiß er doch wie er sich ihr annähern kann: »The proof of the pudding is in the eating. In dem Augenblick, wo wir diese Dinge, je nach den Eigenschaften, die wir in ihnen wahrnehmen, zu unserm eignen Gebrauch anwenden, in demselben Augenblick unterwerfen wir unsre Sinneswahrnehmungen einer unfehlbaren Probe auf ihre Richtigkeit oder Unrichtigkeit« (Friedrich Engels in: Einleitung zur englischen Ausgabe von »Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft«).

... ein Kommunist.
Seit er 19 Jahre alt ist, hat er angefangen, die Welt nicht mehr nur zu interpretieren, sondern sie zu verändern: Zunächst - wie so viele - in einer ultraradikalen Kleingruppe, später bei attac und in der Friedensbewegung und endlich, seit 2002, in dem, was man früher mal die "organisierte Arbeiterbewegung" genannt hat, in der er, bis heute, am linken Rande, leidenschaftlich aktiv ist.

... ein Opfer der Maßlosigkeit.
compay mag die (Selbst-)Beschränkung nicht. Er will keine Krümel, er will den ganzen Kuchen. Und: Er will Dich - in deiner maßlosen Freiheit.

... ein Schiff, auf der Suche nach einem Hafen.
Wie so viele Menschen, sucht auch compay den Hafen des Glücks, in der kapitalistischen Hölle. Er will kein Schiff mehr, sondern er will Hafen sein. Er weiß um die damit verbundenen Chancen, aber noch besser um die Illusionen und Gefahren. In dem Aushalten dieses Widerspruchs sieht er dennoch eine großartige Entwicklungsperspektive.

... ein Liedermacher.
Mit 16 hat er angefangen Musik zu machen, u.a. in einer Punkrock- und Hardcoreband und später noch in einer Popband. Heute nur noch als einsamer Liedermacher.
Politische Theorie und Praxis bestimmen aber den wesentlichen Teil seines Lebens, weswegen das Songschreiben immer nur ein nebensächliches Hobby geblieben ist - und wohl auch bleiben wird.

... ein Kleinbürger auf Abwegen - zwischen Herz- und Weltschmerz.
compay ist kein Musiker im eigentlichen Sinne (er kann noch nicht einmal Noten lesen!). Bei ihm stehen die Texte im Vordergrund. Politische Parolendrescherei lehnt er allerdings ab, vielmehr will er mit seinen Texten das Publikum dort abholen, wo es steht: in persönlicher Perspektiv- und Orientierungslosigkeit, sozialer Unsicherheit oder in der Beziehungskrise.
Ihm ist es ein Anliegen mit seinen Songs eingreifendes Denken zu vermitteln und euch zum Tanzen zu bringen in dem er euch eure eigene Melodie vorsingt.

... ein Künstler.
Wer Kunst macht, ist noch lange kein Künstler. Mit Peter Hacks begreift compay »linke Kunst«, als eine, die die Wirklichkeit nachahmt, »besonders in Hinsicht des Zeitbegriffs und des Bestehens ursächlicher Zusammenhänge in der Gesellschaft«. Und weiter: »Sie zeichnet sich aus durch Wahrheit, Schönheit und Tugend. Sie erfreut sich des Zulaufs der werktätigen Massen.« Dies gilt ihm als Anspruch an sich selbst.

... nur die Gesamtheit seiner gesellschaftlichen Verhältnisse.
Wie jeder andere Mensch auch, steht compay in keinem ihm äußerlichen Verhältnis zur Welt, sondern ist zugleich Produkt und Produzent der gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen er sein Dasein (zwischen Eingreifen und Einfinden) fristet. Diese Verhältnisse sind geprägt von Widersprüchen, vor allem von dem Widerspruch zwischen Produktivkraftentwicklung und den Verhältnissen in denen die Menschen produzieren, deren Kern die Eigentumsverhältnisse sind.
compay will diese Widersprüche aufzeigen und sie zuspitzen, um die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.
Das kann er aber weder alleine noch nur mittels seiner Musik, sondern einzig durch eine kollektive politische Praxis:
Wer die Welt verändern will, muß sie erkennen.
Wer sich befreien will, braucht Genossen.
Wer Kraft entfalten will, muß sich organisieren.
Wer ein freies, menschliches Leben erringen,
die Zukunft gewinnen will, muß kämpfen.


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